Mode 1908 - Mutige Damen trugen eine Weste

Die Mode war in jenem Jahr sehr emanzipiert und überzeugte durch Trotteur-Kostüme und Tailleurs. Die Jacken waren mit einem kleinen Revers versehen und hatten an den Achseln so wie am Kragen leicht gepuffte Ärmel. Mutige Modeanhängerinnen griffen zur Weste, um sie geschickt zu kombinieren, meist wurde sie darunter getragen. Auch eine dunkle Krawatte aus Seide oder ein Plastron galten als sehr mondän und durften nicht fehlen. Blusen wurden in der Farbe Weiß bevorzugt und waren mit Spitzenjabots verziert. Darüber wurden gern Jacken in Kasack-Form getragen. Der Rock, der meist als Glocken- oder Bahnenrock geschnitten war, war am Saum bequem weit, lag aber dafür an der Taille sehr eng an. Röcke, die am Tag getragen wurden, reichten bis zu den Knöcheln und verfügten nur noch selten über eine Schleppe. 
Morin-Blossier zeigte zum ersten Mal seine sehr gewagten „Robes Androgyne“. Die einteiligen „Kleider“ verfügten unten über eine weite Hose. Ähnlich wie ein sehr weiter und elegant verarbeiteter Hosenanzug. Zum ersten Mal in der Modegeschichte wurde etwas in dieser Art der Öffentlichkeit präsentiert. Oft waren diese Modelle aus schwerem Samt oder aber, ganz gegensätzlich, aus weicher Seide gefertigt. Die weiten Hosenbeine liefen in einer eleganten Schleppe aus. Eine mit Manschetten und Stehkrause versehene Bluse wurde unter der gewagten modischen Kreation getragen. Durch diese eigenwillige Kombination hatte das gesamte Outfit einen spanischen Flair, der aber auch gleichzeitig der Renaissance sehr nahe kam.
Ganz im Stil des noch immer vorherrschenden Jugendstils waren die Abendkleider in jenem Jahr gehalten. Nach wie vor richteten sie sich nach der „Linie ohne Bauch“ (Sans Ventre) und waren oft mit einer Schleppe versehen, die vorn getragen wurde. Dies war typisch für die Epoche des Jugendstils in der Mode. Oft waren die Kleider für gesellschaftliche Anlässe so tief ausgeschnitten, dass das edle und kostbare Unterkleid zum Vorschein kam. Besonders beliebt waren leichte, weiche Stoffe wie schwarze Spitze über hellem Voile oder aber Tüll über Seide.
Paul Poiret trumpfte mit einer ganz neuen Silhouette auf, „La Vague“ genannt. Diese verabschiedete sich vollkommen von der üblichen „Linie ohne Bauch“ und zeigte Kleider im Stil des Empires. Somit waren diese fast genauso gerade geschnitten wie das oft abgelehnte Reformkleid, allerdings wirkte es nicht so sackig und plump. Einfache Tuniken oder Blusen wurden darüber getragen.
Die verschiedenen Silhouetten bestimmten maßgeblich die Korsettmode mit. So erschienen Korsetts in verschiedenen Variationen. Besonders beliebt waren die Stücke aus dem Haus Cadolle, da diese einen besonders guten Sitz am Körpern garantierten. Fischbein wurde erstmals als Stäbchen für Korsetts verwendet, außerdem wurden Hüftgürtel erstmals getrennt verarbeitet. (MB)

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