Mode 1933 - Pariser Mode-Vormachtstellung war Deutschland ein Dorn im Auge
Nach der Reichtagswahl im März war Adolf Hitler an die Macht gekommen. Der Eintopf wurde zum meist gegessenen Gericht in deutschen Haushalten, die Jugend wurde in Hitlers Geist erzogen und es gab neue Arbeitsplätze. Ein fragwürdiger Aufschwung begann. Die deutsche Frau hatte es nicht mehr nötig, sich modisch an Paris zu orientieren, sollte es auch gar nicht. Die Mode war nun deutsch und wurde den Ideen der Machthaber untergeordnet, die sich dafür verantwortlich fühlten, aus Frauen deutsche Mütter zu machen. Das Frauenbild wandelte sich. Die Modezeitschriften konnten den Blick in das französische Modezentrum dennoch nicht verhindern. Die Eleganz der Haute Couture war nicht zu übersehen und deutsche Modeschöpfer hielten weiterhin Kontakt zu Paris. Immerhin sollte die deutsche Mode der Grazie der französischen nicht nachstehen.
So war es nicht verwunderlich, dass gerade die Kreationen von Elsa Schiaparelli großen Anklang fanden. Ihre überdimensionalen Schulterschnitte bildeten die Grundlage zu einem V, zu dem Epauletten und Zacken hinzukamen, die über die Schultern standen. Diese Silhouette betonte den Oberkörper durch mächtige Puffärmel und riesige Kragen, die die Oberarme umschlossen. Die Modelle von Schiaparelli wurden mit einer Kopfbedeckung komplettiert, die aus Filzsocken gefertigt waren. Fasanenfedern dekorierten die Schulter und geknöpft wurden die Modelle mit Kupferklammern.
Es kamen leichte Blusen auf den Markt, zu denen eine Jacke getragen wurde, die die Taille betonte. Ein Gürtel ergänzte das Ensemble. Diese Kostüme wurden vorwiegend aus einem karierten Wollstoff gefertigt. Für den Abend empfahl man schmale, lange Kleider, die durch den tiefen Rückenausschnitt bestachen und sogar noch mit einer Schleppe versehen waren. Glänzende Satinstoffe, mit Metallfäden durchzogene Lamé-Stoffe und Samt gehörten zu den bevorzugten Materialien. Eine kleine Hermelin-Jacke oder eine Hermelinette, die etwas kostengünstige Nachbildung des echten Pelzes, vervollständigten die Garderobe. Die meisten Frauen, die sich um ihre Familien zu kümmern hatten, mussten aber nach wie vor das Selbstschneidern dem Kauf modischer Kleidung vorziehen.
Die Vormachtstellung, die die Pariser Haute Couture in der Modewelt inne hatte, gefiel der deutschen Regierung gar nicht. Ämter, Institute und Schulen entstanden, die sich ausschließlich um die modischen Belange und um den deutschen Mode-Nachwuchs kümmerten. Bei der Gründungsrede des Berliner Modeamtes, hieß es, dass es des deutschen Wesens unwürdig sei, Muster und Modelle ausländischer Modemacher nachzuahmen. Dass Mode eigentlich ein liberaler Ausdruck des jeweiligen Zeitgeschmackes war, ignorierte die neuen Modeverantwortlichen. Und welcher Zeitgeschmack wie auszusehen hatte, wollte man der Bevölkerung nun deutlich machen. Als schließlich der Reichsverband der deutschen Bekleidungsindustrie geschaffen wurde, war der Einfluss ausländischer Mode-Elemente immer noch nicht ganz verschwunden und noch arbeiteten in der Modebranche deutsche und jüdische Firmen in bewährter Manier zusammen.
Wenngleich die Anzahl der Parteimitglieder stieg und somit das uniformierte Straßenbild entsprechend bedrohlicher wurde, trug der Mann bei allen zivilen Gelegenheiten den Figur betonenden Anzug oder das taillierte Sakko. Die Hosen waren gerade geschnitten und hatten einen Saumaufschlag. Der Herrenmantel war im Gegensatz zum Anzug ebenfalls gerade geschnitten. Der schwere Stoff, der für den wuchtigen zweireihigen Mantel verwendet wurde, stammte aus einer nordirischen Provinz, aus Ulster. Sie gab dem Mantel ihren Namen. Anzug, Ulster und natürlich Hut und Handschuhe machten aus einem Mann einen eleganten Herrn.
Vieles änderte sich, nach dem Hitler die Macht im Land übernommen hatte. Die Comedian Harmonists bekamen Auftrittsverbot, weil sie jüdischer Herkunft waren. Der Jazz wurde verboten, denn seit jenem Jahr wurde die Musik in Deutschland von den Nationalsozialisten zensiert. Militärische Musik, Heimatlieder und deutsche Volkslieder machten das fröhliche Treiben auf dem Tanzboden zu einem fragwürdigen Vergnügen. Aber Hitler stand der Sinn ohnehin nicht Kurzweil und Genuss. Mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze konnte er seine eigentlichen Ziele vor dem einfachen Mann noch gut verbergen. Doch nicht alle Menschen in Deutschland sahen im Braun der Kleidung der NSDAP-Mitglieder eine neue Modefarbe, sondern erkannten sie klar: die braune Gefahr.(MB)
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