Haarmode 60er Jahre - Viele Haare, große Vielfalt
Die sechziger Jahre wurden nicht nur in der Mode bahnbrechend, auch die Frisuren des Jahrzehnts waren an Vielfalt und Individualität kaum zu übertreffen. Als Frau hatte man in den jener Zeit, je nach Anspruch und Modestil, die Wahl zwischen langen, erstmals offen getragenen Haaren, aufgetürmten Haarkunstwerken oder kecken Kurzhaarfrisuren wie dem legendären, zeitlosen Bob.
Während viele junge Frauen und Mädchen nun erstmals lange, glatte Haare mit rund geschnittenen, breiten Stirnfransen trugen, um weiblichen Rockstars wie beispielsweise Marianne Faithful zu gleichen, griffen viele auf Föhnwellen oder einen Haartrend zurück, der erstmals an der englischen Soul-Sängerin Dusty Springfield zu sehen war und Jahrzehnte später durch den Retrolook von Amy Winehouse wieder einer breiten Masse ein Begriff wurde.
In den 1960er Jahren entwickelte sich der sogenannte Beehive zu einem der wichtigsten ästhetischen Symbole dieser Zeit. Die auftoupierten Haargebilde, die viele Frauen nun begehrten und in unterschiedlichsten Ausprägungen in den schicken Friseursalons gesteckt wurden, entwickelten sich zu einer regelrechten Kunstgattung. Wettbewerbe und Friseurmeisterschaften wurden in den Sechzigern veranstaltet, um das Handwerk um die aufwändigen Haargebilde zu fördern. Als Motto galt: Je höher die Haartürme toupiert waren, desto besser. Die Realisierung dieses glamourösen Frisurentrends war jedoch eine aufwändige Prozedur, die mit stundenlangem Sitzen unter der Trockenhaube verbunden war. Die Entstehung der Haarberge, die mit Unmengen an Haarspray zementiert werden mussten, wurde für viele Frauen zu einer zeitraubendenden Tortur.
Als Gegentrend zu dieser aufwändigen und für viele unzugänglichen und viel zu teuren Haarmode entwickelte ein Londoner Friseur Mitte der sechziger Jahre einen Frisurenstil, der seit damals immer wieder neu aufgegriffen und abgewandelt wurde. Vidal Sassoon, der seine Karriere als Shampoonier-Boy in einem Londoner Friseursalon begann, schnitt der jungen Modedesignerin Mary Quant den Five-Point-Cut, einen Bob, der zum Stilsynonym des Jahrzehnts wurde. Durch seine Freundschaft mit Mary Quant, die zur führenden Modedesignerin des jungen Swinging Londons jener Zeit avancierte und vor allem mit ihren Minirock-Kreationen in die Modegeschichte einging, wurde Vidal Sassoon der Leibfriseur der Trendsetterinnen und Society-Damen der britischen Hauptstadt. Seine Kultfrisuren revolutionierten die Haarmode. Inspiriert von Form und Funktionalität und den ästhetischen Aspekten von Geometrie und Asymmetrie kreierte er eine Haarkunst, die für die Frauen wie ein Befreiungsschlag wirkte. Seine Kundinnen konnten modern aussehen und es blieben ihnen die regelmäßigen, stundenlangen Besuche beim Friseur erspart. Vidal Sassons innovative Haarkunst machte ihn zum ersten Friseur mit Star-Status und zu einem der erfolgreichsten Unternehmer seiner Zeit, der mit seinem Namen als Marke, einer Haarpflege-Produktpallette und weltweiten Friseurakademien ein Millionen-Imperium aufbaute.
Auch die Filmindustrie griff den Trend zur Kurzhaarfrisur für Frauen auf. Die sogenannten Pixie-Cuts, wie sie das englische Magermodel Twiggy pionierte, wurden von Schauspielerinnen wie Mia Farrow und Jean Seberg getragen und animierten Frauen dazu, sich von ihren langen Haaren zu verabschieden.
Auch der Haarmode der Männer brachten die sechziger Jahre große Veränderungen. Die bis dahin einzige Variante der kurzen Haare wich facettenreichen Schnitten, die in verschiedenen Längen getragen wurden. Vor allem die Pilzkopf-Frisuren à la Beatles, The Kinks und Mick Jagger dienten als Inspiration für zahllose Männer, sich von den gewohnten Frisurvorgaben zu lösen und ihrerseits mit Stirnfransen, Schulterlängen und diversen Arten von Scheiteln zu experimentieren.(MB)
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