Mode 1955 - Schneller Stilwechsel

Auch im Modejahr 1955 war der Pariser Chic nach wie vor sehr gefragt. Christian Dior gab den Ton in der Modewelt an. Die Verwendung von Kunstfasern trat in der Massenkonfektion deutlich in den Vordergrund. Die H-Linie, die erst im vergangen Jahr aufgekommen war, wurde durch den Franzosen bereits in diesem Jahr durch die A-Linie ersetzt. Diese war aber auch nicht weniger sensationell und propagierte eine dem "A" folgende Silhouette, bestehend aus schmalen Schultern, einem eckigen und breiten Dekolleté sowie einem kleinen Reverskragen. Außerdem beinhaltete dieser Look eine Taille, die fest saß und durch einen breiten Stoffgürtel betont wurde. Ebenso gehörte dazu ein stark ausgestellter Rock. Des Weiteren, dreiviertellange Paletots oder Jacken mit einem den Querbalken "A" bildenden Saum. Durch diese neue Wandlung gelang es Diors A-Linie, sich gegenüber der H-Linie des Vorjahres deutlich mehr durchzusetzen.
Die Kleidung der jungen Mädchen wurde weiterhin durch enge Caprihosen oder neckisch wippende und weite Petticoat-Röcke dominiert. Für erfolgreiche Hemdblusenkleider sowie Wippröcke in Deutschland sorgten vor allem Bessie Becker und Felicitas Queisser. In der Jugendmode erwies sich ein viereckiges und enges Halstuch als totaler Renner. Das regelrecht zum Sammelobjekt gewordene "Nikituch" war in dieser Zeit im Besitz von fast jedem Teenager.
Der Modestil wirkte sich auch unmittelbar auf die Schuhmode aus. Die Schuhe wurden in der Spitze zierlicher und in den Absätzen deutlich dünner. Einen großen Einfluss übte auch die aus den USA stammende Welle des Rock'n'Rolls in Europa aus. Der Kleidungsstil der Männer wurde ganz dem im Jahre 1955 verstorbenen Musik-Idol Elvis Presley angepasst. Schwarze Lederjacken, rosafarbene Hemden, Cowboy-Hosen oder auch Jeans entwickelten sich zum Trend. Bei der Kleidung für eher "offizielle" Anlässe ragte der aus einem dünnen Strick als Krawatte ("Slim-Jim") und Hosenbeinen in Ziehharmonikaform bestehende Anzug heraus.
Im Schlafzimmer fand eine modische Revolution statt. Das so genannte Baby Doll, das ein gerade mal den Po verdeckendes und loses Oberteil darstellte und mit einem kessen Pumphöschen kombiniert wurde, begeisterte viele Frauen. Fast über Nacht gelang es dem Baby Doll, in den USA zum Sommerpyjama der Mädchen zu werden.
Den Ton in der internationalen Modewelt gab weiterhin der französische Modeschöpfer Christian Dior an. Die westdeutschen Modemacher orientierten sich an der aus Paris stammenden Mode. Hermann Schwichtenberg, Heinz Oestergaard oder Heinz Schulze-Varell setzten ihre eigenen Akzente dabei eher vorsichtig. Heinz Oestergaard gelang es, mit seiner jugendlichen und betonten "College-Linie", die sich ideal mit der englischen "Eton-Strenge" kombinieren ließ, Aufmerksamkeit zu erlangen. Diese Entwürfe ähnelten leicht den sonst als Schürzen und Arbeitskittel bekannten Kleidungsstücken.(MB)

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